Studien, die Überholabstände von Kraftfahrenden zu Radfahrenden untersuchen, betrachten oft den Einfluss von infrastrukturellen Aspekten. Welchen Einfluss die Radfahrenden selbst und insbesondere ihr Erscheinungsbild, ihr Fahrverhalten und ggf. weitere mitgeführte Objekte haben können, ist hingegen bisher nicht umfassend untersucht worden. Ziel der Masterarbeit ist es, in Form einer explorativen Studie im Realverkehr den Einfluss von exemplarisch ausgewählten (passiven) Ausstattungsmerkmalen von Fahrrädern oder Radfahrenden auf die Überholabstände zu untersuchen. Dabei werden zur Abdeckung eines breiteren Spektrums möglicher Einflüsse auf das Überholverhalten typische und atypische Objekte untersucht. Zu diesem Zweck wird im ersten Teil die deutsche Gesetzeslage zum seitlichen Sicherheitsabstand erörtert und eine Literaturanalyse inländischer und ausländischer Forschungsergebnisse durchgeführt. Zudem werden die einschlägigen deutschen Regelwerke betrachtet und auch Richtlinien aus den Niederlanden und den USA hinsichtlich Überholabstandsverhalten untersucht. Im zweiten Teil wird anhand einer Überholabstandsmessung im Realverkehr untersucht, wie sich sieben verschiedene an Fahrrädern oder Radfahrenden mitgeführte Objekte auf das Überholabstandsverhalten auswirken. Untersucht werden dabei: ein Kindersitz, ein Helm, eine Warnweste, eine suggerierte Polizei-Warnweste, auffällige Kameratechnik am Fahrrad, eine mitgeführte Fahrradtasche und eine Propangasflasche. Im dritten Teil der Arbeit werden die Ergebnisse diskutiert und eingeordnet. Der Autor kommt im Rahmen seines Versuchs zu dem Ergebnis, dass Radfahrende aufgrund der fehlenden Praxistauglichkeit de facto keinen positiven Einfluss auf das ihnen widerfahrende Überholabstandsverhalten haben und die Verkehrssicherheitsarbeit daher stärker auf infrastrukturelle, betriebliche und kommunikative Lösungen setzen sollte als auf Eigenverantwortung. Dazu wird vorgeschlagen, neben den etablierten 3E Education, Engineering und Enforcement mit einem neuen vierten E „Ease“ zusätzlich auch stärker auf die Reduktion psychischer Belastungen im Straßenraum zu fokussieren.
Mind the Gap - Zur Beeinflussbarkeit des Seitenabstandsverhaltens überholender Kraftfahrzeuge durch Radfahrende
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