Als Reaktionszeit wird in der Wahrnehmungspsychologie die Zeit zwischen einem reaktionsauffordernden Reiz und der physischen Antwort auf diesen bezeichnet. Im Straßenverkehr wird z.B. mit Bremsen auf eine rote Ampel reagiert. Die Reaktionszeit hat wichtigen Einfluss darauf, inwieweit eine an einem Verkehrsunfall beteiligte Person strafrechtlich verfolgt werden kann oder nicht. In technischen Unfallgutachten wird die Vermeidbarkeit von Verkehrsunfällen für diese Person geprüft. Dabei wird von einer festen Reaktionszeit ausgegangen und es wird geprüft, ob bei dieser Annahme der Unfall vermieden hätte werden können. Für die Erforschung von Reaktionszeiten werden meistens Versuche mit Probanden durchgeführt. Das Ermitteln aus realen Unfällen wird vor allem bei modernen Pkw immer komplexer, da Spuren wie Bremsstreifen durch ABS nicht vorhanden sind. Das Auslesen eines eventuell vorhandenen Unfalldatenspeichers, um die Zeit der Reaktion zu bestimmen, ist aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht üblich und beantwortet nicht die Frage zu dem Moment der Reaktionsaufforderung. In der vorliegenden Arbeit werden tödliche Verkehrsunfälle, welche dem Institut für Rechtsmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) vorliegen, grob rekonstruiert und analysiert. Dabei kommen auch rechnergestützte Methoden (PC-Crash) zum Einsatz. Es wird ein Ansatz entwickelt, wie die Reaktionszeiten der beteiligten Verkehrsteilnehmenden möglichst genau eingegrenzt werden können. Dabei werden in Einzelfallanalysen auch mögliche Problematiken und Unsicherheiten diskutiert. Abschließend erfolgt eine systematische Darstellung und Analyse der ermittelten Reaktionszeiten. Dazu werden alle Einflüsse auf das Unfallgeschehen bewertet und für die Aufstellung einer Bandbreite der Reaktionszeiten verwendet. Die Ergebnisse zeigen, dass Reaktionszeiten bei realen Verkehrsunfällen mit vielen Unsicherheiten verbunden sind. Auf dieser Grundlage ist zu empfehlen, beim wissenschaftlichen Rekonstruieren eines Verkehrsunfalls, alle möglichen Variationen des Geschehens und der damit verbundenen Reaktionszeiten zu betrachten.
Analyse der Reaktionszeiten von Verkehrsteilnehmern basierend auf tödlichen Verkehrsunfällen
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